Sozialarbeit an Lemgoer Grundschulen wird ausgebaut

Der SER begrüßt die aktuelle Entwicklung in Lemgo und freut sich, dass mit der Aufstockung der Stellen für die Schulsozialarbeit ein lang gehegter Wunsch des Schulelternrates sich auch im politischen Handeln wiederfindet. Unsere Sichtweise zu den wichtigsten Fragestellungen finden Sie hier:

Die Vertreter im Schulelternrat freuen sich sehr, dass Frau Brokmann-Förster von der Landeszeitung das Thema aufgegriffen hat. Anbei unsere Antworten / Sichtweise:

1.      Warum ist Schulsozialarbeit aus Ihrer Sicht gerade in Grundschulen wichtig?
In den städtischen Grundschulen kommen Kinder aller sozialen Schichten zusammen. Dazu gehören auch Kinder, die in ihrer Familie nicht ausreichend versorgt werden und nicht lernen, das Leben zu bewältigen. Neben dem Mangel an materiellen Dingen fehlt es diesen Kindern an Bildungschancen. Schulsozialarbeiter sind vor Ort in der Schule und so ist es für diese hilfebedürftigen Kinder viel einfacher ihre Probleme direkt in der Schule anzusprechen. Hingegen ist der Besuch einer externen Beratungsstelle für Kinder im Grundschulalter kaum praktikabel. Den Sozialarbeiter kennen sie zumindest vom Sehen und können so eher die Hemmnisse der Ansprache überwinden und sogar auf dem Schulhof die Probleme ansprechen. Aus mehreren Gründen ist es wichtig, dass schon früh das Vertrauen aufgebaut wird. Die Kinder lernen so, dass ihnen die Schulsozialarbeiter helfen, lernen ihre Probleme zu artikulieren, lernen dass es sich lohnt sich Hilfe zu holen. Gute Erfahrungen werden sich die Kinder merken und – soweit erforderlich –  auch im weiteren Lebensverlauf auf Hilfsangebote zurückgreifen. In extremen Fällen können die Schulsozialarbeiter Kontakte zu weiteren Stellen wie beispielsweise dem Jugendamt herstellen. Je eher man durch die Hilfsangebote an die Kinder herankommt, umso größer sind die Chancen, dass diese Kinder nicht abgehängt werden. Auch an Grundschulen gibt es bereits das Thema Mobbing. Auch hier sind die Schulsozialarbeiter ausgebildete Fachkräfte, die Konflikte lösen können.

2.      Was können die Sozialarbeiter mehr leisten als Lehrer und evtl. auch als Eltern?
Die Schulsozialarbeiter haben die benötigte Zeit, um sich mit den Problemen der Kinder auseinanderzusetzen. Diese Zeit haben die Lehrkräfte nicht. Zudem sind die Sozialarbeiter speziell geschult, um die nötige Unterstützung geben zu können. Sie wissen, wer weiterhelfen kann, sie unterstützen bei Anträgen, sie behalten die Fristen für die Familien im Blick, die das selbst nicht schaffen. Natürlich sind sie auch in Konfliktgesprächen geschult und haben mehr Erfahrung bei der Bewertung individueller Familiensituationen. Auch wenn die Themen gerne ausgeblendet werden: Es gibt Kinder im Grundschulalter, die sich mit Computer-Spielen für Erwachsene ab 18 bestens auskennen. Mitunter wachsen sie in einem Umfeld auf, wo pornographische oder rechtsradikale Inhalte auch im Beisein der Kinder konsumiert werden. Das sind Themen, die Vertrauen brauchen und sicher nicht mal eben in der großen Pause von Lehrern zu lösen sind.

3.      Was würden sich die Eltern konkret von der Schulsozialarbeit wünschen?
Dass der Schulsozialarbeiter bei den Schülern bekannt ist, er regelmäßig vor Ort erreichbar ist und sich als Anwalt der Schüler versteht. Ideal ist es, wenn die Arbeit auch in die Familien hineinwirken kann, wenn es Unterstützung gibt, dass die Familien ihren Alltag meistern können. Das beginnt bei der Hilfe bei Antragstellungen, geht über die Bearbeitung der oben genannten Problemstellungen und endet nicht zuletzt bei Trainings zur Stärkung des Selbstbewusstseins und der sozialen Kompetenzen oder im Umgang mit Konflikten. Insgesamt soll die Sozialarbeit das Ziel haben, für einen normalen Umgang an den Schulen zu sorgen, ein positives Lernumfeld zu schaffen und den Schülern Orientierung für den zukünftigen Lebensweg geben.

Artikel der LZ (für LZ-Plus Abonnenten)

 

Ein Hinweis in eigener Sache:
Aktuell wird im SER  das Thema Distanzunterricht diskutiert und dazu eine Information für Elternvertreter aller Schulen vorbereitet.